Meine ganze diesjährige Flugsaison stand unter dem Fokus des Überlandfluges, welcher zugegebenermaßen etwas Nervosität in mir auslöste. Ständig begleitete mich die Frage, ob ich die 50 km alleine oder die 100 km mit Fluglehrer rechtzeitig innerhalb dieser Flugsaison – vor Ablauf meiner Theorieprüfung – meistern würde.

Bereits Ende April hat mich Günter mit unserem neuen Motorsegler, einer Super Dimona, in den Überlandflug eingewiesen. Ein toller Flug bei bestem Flugwetter von Bitburg über Konz-Könen und Traben-Trarbach zurück nach Bitburg!

In den darauf folgenden Wochen richtete sich meine Wochenendplanung ganz nach dem Flugwetter. Schließlich stand die meteorologische Einweisung und die Vorbereitung auf den 50 bzw. 100 km Flug noch aus. Am 30.05. schickte Günter Bilder von bestem Flugwetter in unsere Aero-Club-Gruppe, doch ich war bei der Arbeit. Da jedoch die Prognose für den darauf folgenden Donnerstag (Feiertag) auch nicht schlecht war, fragte ich in unserer Aero-Club-Gruppe an, ob ein Fluglehrer mit mir die meteorologische Einweisung durchführen könnte. Auch hierfür hat sich Günter wieder bereit erklärt, was mich überaus freute, denn Günter ist einer unserer erfahrensten Streckenflieger. Also am Abend noch schnell eine Flugvorbereitung, die aktualisierte Wetterprognose sah noch immer gut aus.

Am nächsten Morgen ging es früh raus, ich wollte früh am Flugplatz sein um alles vorzubereiten. Leider hatte es jedoch in der Nacht gewittert, der Himmel hing zu und die Wetterprognose versprach aufgrund erwarteter Überentwicklungen kein gutes Segelflugwetter. Dennoch war ich um 9 Uhr am Flugplatz, in der darauf folgenden Stunde kamen jedoch nicht wirklich viele Mitglieder zum Platz, wegen des schlechten Wetters? Gegen 10 Uhr beim Briefing war der Himmel noch immer von Wolken bedeckt und ich hatte meine meteorologische Einweisung schon gedanklich abgeschrieben. Günter meinte jedoch, es könne kurzzeitig aufklaren, dann müssten wir jedoch startklar sein und los, da uns nur ein kurzes Zeitfenster bleiben würde. Nachdem sich der Himmel in den nächsten Stunden tatsächlich immer weiter öffnete wurde der Duo Discus startklar gemacht und zum Start gebracht. Am Start angekommen war Günter noch mit einem anderen Flugschüler in der Luft, die beiden konnten etwas Höhe gewinnen und so wurde kurzerhand beschlossen, dass Eric mit mir die meteorologische Einweisung durchführen würde. Eric hatte zwar Bedenken wegen der anderen Flugschüler, meine Flugschülerkameraden haben mir jedoch den Vortritt gelassen und mich sehr bei den Vorbereitungen unterstützt. Andreas machte den Hänger vom Duo Discus klar, für den Fall, dass wir Außenlanden müssten und Florian erklärte sich bereit, uns im Fall der Fälle zurückzuholen.

Endlich ging’s los. Aus einer Schlepphöhe von rund 250 Metern haben Eric und ich gekämpft – im wahrsten Sinne des Wortes, wir haben so stark gekurbelt, dass Eric sogar am Finger blutete. Wir sind jedoch nicht raus gekommen und mussten nach 11 Minuten wieder landen.

Kurz nach uns ist auch Günter gelandet. Die beiden Fluglehrer haben beschlossen, dass Günter einen zweiten Versuch mit mir unternehmen sollte. Also ging es gleich wieder in den Duo.

Beim zweiten Start kamen wir dann auch auf fast 300 Meter Schlepphöhe. Kurz hinter der Winde, zwischen dem Flugplatz und Tawern, fingen wir an zu kurbeln. Doch auch diesmal keine sehr überzeugende Thermik, zwischen 0 und 1 m/s zeigte das Vario an, also nochmals aufrichten, suchen und zentrieren. Dieses Spiel wiederholten wir noch einige male bis wir über dem Flugplatz eine Höhe von rd. 800 Metern erreichten. Eigentlich sollte es in Richtung des rd. 52 km entfernten Flugplatzes Traben-Trarbach gehen. Doch bevor wir die Mosel überquerten um auf der Eifel-Seite an Trier vorbei Richtung Traben-Trarbach zu steuern, entschieden wir uns die Saar zu überqueren, um an einer nahe gelegenen Wolke auf der Hunsrück-Seite noch etwas näher an die Basis zu kommen und unsere Ausgangshöhe zu optimieren. Da von hier aus die Wolken ebenfalls gut in Richtung Kell am See standen, entschieden wir uns kurzerhand für eine andere Route. Also ging es nun in Richtung Hunsrück. Ein paar gefühlte Sekunden und einige Wolken später erkannte ich den Silbersee in Hockweiler unter uns, daneben Gusterath – den Ort in dem ich aufgewachsen bin und in welchem ich 25 Jahre lebte. Das war mir eine ganz besondere Freude, denn schon lange wollte ich mal den Ort meiner Kindheit überfliegen.

Zwischen Gusterath und der Riveris-Talsperre, welche im Übrigen näher aneinander liegen, als ich immer dachte, konnten wir nochmals ordentlich Höhe tanken. Weiter ging’s an Hermeskeil vorbei in Richtung Kell am See. In unmittelbarer Nähe des dortigen Flugplatzes haben wir uns ebenfalls wieder bis nach oben gekurbelt und konnten Start und Landung der dortigen Schul-ASK21 aus der Vogelperspektive betrachten. Nun hatten wir ausreichend Höhe um die Hangkante ins Saarland zu überqueren. Unsere Strecke führte uns danach an Weiskirchen und Losheim am See vorbei nach Dillingen. Hier an der Dillinger Hütte wollten wir über dem Hochofen in der ‚Industriethermik’ kreisen. Diese war jedoch gar nicht so leicht auszumachen. Der Qualm über dem Schornstein wurde durch den Wind stark abgelenkt und so fanden wir den Bart der Dillinger Hütte stark versetzt vom Hochofen. Einmal gefunden, bemerkt man dies jedoch direkt, das Vario zeigte bis zu 4 m/s und es roch ordentlich. Günter meinte jedoch, dass der Bart sonst noch stärker ziehen würde. Und so freue ich mich schon heute, in diesem hoffentlich bald mal alleine in seiner vollen Kraft zu fliegen. Von dort aus ging’s noch ein bisschen weiter in Richtung Saarlouis, um dann den letzten Schenkel unseres damit entstehenden Dreiecks zu zeichnen. Günter hat im Übrigen während des gesamten Fluges angegeben, wie weit wir laut seinem Navi schon gekommen waren und wie weit jeweils die Strecke zurück in Richtung Konz-Könen sein würde. So wusste ich auch, dass, wenn wir es zurück schaffen würden, die 100 km mit Fluglehrer ebenfalls geflogen sein würden. Also flogen wir entlang einiger Wolkenkanten, an deren Sonnenseite meist ein Steigen zu finden war, in Kurs auf Konz-Könen. Als wir eine sichere Ausgangshöhe erreicht hatten und Günter mir noch einige gute Stellen um Thermik zu finden, zeigte, begannen wir unseren Endanflug nach Konz-Könen. Dort haben wir beim Abgleiten noch zwei Bärte mitgenommen bevor wir dann im Heimflug vor der Halle landeten.

Dort gelandet war ich überaus glücklich! Wir hatten einen tollen (mein bislang schönster), aber auch anspruchsvollen, Flug über 130 km und 3 Stunden, welcher mir neben der ursprünglich geplanten meteorologischen Einweisung nicht nur den 100 km-Überlandflug, sondern auch jede Menge von Günter geteilter Erfahrung in Bezug auf die Technik der Segelfliegerei brachte.

So freue ich mich nun auf alle zukünftigen Flüge, bei welchen ich von den Erfahrungen dieses Fluges profitieren werde und bin mehr als erleichtert, dass die letzte Große Hürde vor der praktischen Prüfung nun überwunden ist. Da der 100 km-Flug und der 50 km-Alleinflug bei den Segelfliegern nicht gleiches Ansehen findet, wird mein nächstes großes Ziel die Silber C sein. An dieser Stelle großen Dank allen Kameraden, Fluglehrern und in besonderem Maße Günter.

Alessandro Trotta

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