Als ich mich das erste Mal Mitte Februar beim Verein melde, weil ich mich für die Ausbildung zur Segelflugpilotin interessiere, begrüßt mich eine aufgeweckte Stimme am Telefon: „Ja, hallo, ich bin der Jochen!“. Einen Nachmittag später sitze ich in meiner ersten Theoriestunde für die Segelfluglizenz (online natürlich) und bin seitdem gefesselt. Dabei ist nicht nur die Sehnsucht nach Freiheit und Leichtigkeit, die in vielen Lebensbereichen oft zu kurz kommt das überzeugende Argument für mich. In der Luft fühlt die Welt sich grenzenlos an und ich mich in ihr sehr lebendig. Aber vor allem: Fliegen macht Spaß! „Bist du schon mal Motorrad gefahren?“, fragt mich Jochen, als ich später anrufe, um mich für meinen ersten Flug anzumelden. „Das ist wie Motorradfahren…nur zehnmal so geil!“.

Die Praxis

Schon vor meinem ersten Besuch auf dem Flugplatz ist mir also klar: da steckt eine Menge Begeisterung drin. Und so ist es auch – wer dem Verein beitritt, wird Teil einer Gemeinschaft von Menschen, die dieselbe Leidenschaft verbindet. Denn auch, wenn man es zunächst vielleicht nicht vermuten würde, Segelfliegen ist ein Teamsport. Am Platz hilft man sich gegenseitig dabei, diese Leidenschaft fürs Fliegen zu leben. Und am Ende gehört der Tag an der Startbahn und die Menschen, mit denen man ihn verbringt, genauso zum Erlebnis dazu, wie das Segeln selbst. Viele verschiedene Berufe, Lebenswege, Altersgruppen treffen hier zusammen und trotzdem harmoniert es nicht nur irgendwie, sondern sogar ziemlich gut. Auch als neues Mitglied wird man warm empfangen und so ist es kein Wunder, dass ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt habe.

Freiheit ohne Grenzen, wo gibt es das noch?

Über dem Boden zu schweben und neben Vögeln durch die Luft zu gleiten, ist für mich ein unbeschreiblich beflügelndes Gefühl. Bei meinem allerersten Start im Schulungsflugzeug war ich allerdings vor allem überfordert. Dass ich seit Wochen am Theorieunterricht teilgenommen habe, hilft mir nicht wirklich viel, als ich sehe wie das Seil vor der Haube des Flugzeugs straff gezogen wird und ein kurzer Ruck durch die Maschine geht. „Was zur Hölle??“, überdenke ich noch kurz mein Vorhaben, dann ist Denken für die nächsten Minuten gar nicht mehr möglich und ich fühle nur noch. Von null auf hundert in etwa drei Sekunden. Dann ist da die Saar-Moselmündung vor mir und links der Rosenberg. Die Sonne spiegelt sich im Fluss und ich kann weit über die Weinberge in die Ferne schauen. Nichts um mich herum als Weite, das leise Rauschen des Windes an den Tragflächen und das Blau des Himmels. „Wo willst du hinfliegen, Catalina?“, höre ich die Stimme meines Fluglehrers hinter mir. Ja, wo will ich hin? Es gibt keine Straße, die den Weg vorgibt. Keine Schilder, Ampeln, nicht mal Boden, der mich in der Bahn hält. In der Ferne nur ein Streifen Horizont und Sonnenlicht, das durch Wolken bricht. Das Segelfliegen hat meinen Horizont um eine Dimension erweitert. Und ich habe das Gefühl, ich hätte an keinem besseren Ort dafür landen können.

Text: Catalina Pietsch

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